Vitamin B6

Vitamin B6, ein wasserlösliches Vitamin, ist an über 100 Enzymreaktionen im Körper beteiligt, die vor allem mit der Energieproduktion und dem Fett- und Proteinstoffwechsel in Verbindung stehen. Ein zu geringer Vitamin-B6-Gehalt in der Nahrung ist sehr häufig, auch weil Vitamin B6 in Nahrungsmitteln durch den Kochprozess verloren geht.
Vitamin B6 trägt zur Absenkung des Homocystein- und Cholesterinspiegels bei und hat dadurch eine günstige Wirkung auf Herz und Blutgefäße und den Hirnstoffwechsel. Auch an der Bildung von Hämoglobin, Nukleinsäuren und Neurotransmittern wie z. B Serotonin ist Vitamin B6 beteiligt.

 

Quellen

Fleisch, Fisch, Geflügel, Eier, (stärkereiche) Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte.


Qualitätsaspekte

Pyridoxal-5-phosphat (P5P) stellt die biologisch aktive Form von Vitamin B6 dar. Die Supplementierung mit Vitamin B6 in Form von P5P hat den Vorteil, dass das Vitamin vom Körper nicht mehr in seine biologisch aktive Form umgesetzt werden muss, ein Prozess, der nicht bei allen Menschen gleich effizient verläuft. Außerdem kann man wegen der besseren Wirkung mit einer geringeren Dosierung auskommen.


Anzeichen eines möglichen Mangels

Rhagaden in Lippen und Mundwinkeln (Cheilitis), entzündete Zunge, seborrhoische Ekzeme, periphere Neuropathie, Mattigkeit, Depressionen, Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten, verminderte Widerstandskraft, Migräne, Blutarmut, erhöhter Homocysteinspiegel (Risikofaktor für Thrombose, Herz- Kreislauferkrankungen und Demenz).


Indikationen

  • Karpaltunnelsyndrom
  • PMS (prämenstruelles Syndrom)
  • Tardive Dyskinesie
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hypertension
  • Diabetes mellitus, Diabetesfolgeerkrankungen (auch deren Prävention)
  • Metabolisches Syndrom, Adipositas
  • SLE (Systemischer Lupus erythematodes)
  • Rheumatoide Arthritis
  • Entzündliche Darmerkrankungen
  • RDS (Reizdarmsyndrom)
  • Chronisches Nierenversagen, Hämodialyse
  • Übelkeit durch Bestrahlung
  • Autismus
  • Down-Syndrom
  • Hepatitis B und C
  • Asthma
  • Sichelzellenanämie
  • Morbus Wilson
  • Epilepsie (mit B6-Mangel)
  • Migräne
  • Depressionen
  • Sensorische Polyneuropathie (durch B6-Mangel)
  • Akne
  • Hyperthyreose
  • Prävention hinsichtlich der Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten
  • Morbus Parkinson
  • Morbus Hodgkin
  • Prävention Nierensteine (Oxalsäure)

Kontraindikationen

Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist ein Multipräparat mit Vitamin B6 oder ein Vitamin-B-Komplex mit Vitamin B6 in einer Dosis bis zu 25 mg/Tag erlaubt (höhere Dosierungen nur unter medizinischer Überwachung).


Anwendungshinweise

  • Allgemeine therapeutische Dosierung: 50-200 mg/Tag*
  • Prämenstruelles Syndrom: 50-500 mg/Tag*
  • Karpaltunnelsyndrom: 100-300 mg/Tag*
  • Nierenstein-Prävention: 250-500 mg/Tag*
  • Tardive Dyskinesie: 50-400 mg/Tag*
Die tolerierbare Höchstaufnahmemenge für Vitamin B6 wurde für Erwachsene auf 25 mg/Tag (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, EBL) bzw. 100 mg/Tag (Food and Nutrition Board, American Institute of Medicine) festgelegt.

Der NOAEL (no observed adverse effect level) beträgt 200 mg/Tag, der LOAEL (lowest observed adverse effect level) 500 mg/Tag.

* Dosierungen zwischen 50 und 200 mg pro Tag werden meist gut vertragen, jedenfalls wenn das Vitamin- B6-Ergänzungsmittel über einen begrenzten Zeitraum (einige Wochen bis Monate) eingenommen wird (siehe auch den Absatz Sicherheit). Eine temporäre Supplementierung mit höheren Dosierungen (200-500 mg/Tag) sollte vorzugsweise unter der Aufsicht eines sachkundigen Arztes erfolgen.

Ein einzelnes B-Vitamin sollte am besten zusammen mit einem B-Komplex eingenommen werden.

Wechselwirkungen

  • Antibiotika (so auch Tetrazykline), Corticosteroide, Antibabypille (und Hormonersatztherapie), Hydralazin, Diuretika (Furosemid, Bumetanid), Phenelzin, MAO-Hemmer, Phenobarbital, Penicillamin, Cycloserin, Carbidopa und Theophyllin können den Vitamin-B6-Status negativ beeinflussen, die zusätzliche Einnahme von Vitamin B6 kann angebracht sein.
  • Antiepileptika wie Phenytoin können den Vitamin-B6-Status senken und erhöhen dadurch möglicherweise das Risiko für einen Status epilepticus.
  • Vitamin B6 kann den Blutzuckerspiegel (bei Diabetes) und den Blutdruck (bei Hypertension) senken.
  • Eine Periphere Neuropathie (mit Absenkung des B6-Status) durch langfristige Einnahme von Isoniazid wird durch Supplementierung mit Vitamin B6 verhindert. Zugleich hilft Vitamin B6 gegen Krampfanfälle aufgrund einer Isoniazid-Überdosierung.
  • Vitamin B6 verringert möglicherweise Nebenwirkungen von Antipsychotika wie z. B. die tardive Dyskinesie.
  • Vitamin B6 (Dosis über 50 mg/Tag) kann die Wirkung von L-Dopa verringern, indem es den Abbau von L-Dopa steigert.
  • Vitamine B6 kann den Plasmaspiegel von Phenobarbital senken.
  • Alkohol erhöht den Abbau der aktiven Form von Vitamin B6.
  • Ein Vitamin-B6-Mangel kann zu einem niedrigeren Vitamin-C-Blutspiegel, einer erhöhten Ausscheidung von Calcium, Zink und Magnesium und einer geringeren Kupferaufnahme führen.
  • Vitamin B6 verhindert Nebenwirkungen („Chinarestaurant-Syndrom“) von MNG (Mononatriumglutamat).

Sicherheit

Vitamin B6 (insbesondere Pyridoxin) kann eine sensorische Polyneuropathie (Kribbeln in Händen und Füßen, Taubheitsgefühl, verminderter Tastsinn, unsicheres Laufen) verursachen, besonders bei länger währender Einnahme von mindestens 500 mg Vitamin B6 pro Tag (8 mg/kg/Tag). Gelegentlich sind neuropathische Beschwerden bei einer geringeren Dosis aufgetreten, besonders wenn neben Vitamin B6 kein Vitamin-B-Komplex eingenommen wurde. Wichtig ist, bei Symptomen, die auf eine sensorische Polyneuropathie hinweisen können, die Einnahme von P5P sofort zu beenden. Die Beschwerden verschwinden danach fast immer innerhalb einiger Monate. Pyridoxal-5-Phosphat (die aktive, coenzymatische Form von Vitamin B6) hat eine höhere biologische Verfügbarkeit und ist in hohen Dosierungen vermutlich sicherer als Pyridoxin.


Literatur

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