Zusammenfassung: Safran – Das rote Gold

Safran, die getrockneten Blütenstempel des Safrankrokus, wird seit mehr als 4 000 Jahren als Farbstoff, Gewürz und Medizin verwendet. Weil es das teuerste Gewürz der Welt ist, wird es auch das „rote Gold“ genannt. Safran hat einen leicht bitteren Geschmack und einen charakteristischen Geruch, der zwischen Honig und Heu liegt. Wissenschaftliche Studien zu den medizinischen Eigenschaften von Safran haben seit 1980 exponentiell zugenommen. Wissenschaftler entdeckten, dass Safran das Nervengewebe schützt, den kognitiven Verfall verlangsamt und stimmungsaufhellend wirkt.

Die Wirkstoffe in Safran

Safran wird aus dem Crocus Sativus, dem Safrankrokus, gewonnen. Die wichtigsten medizinischen Inhaltsstoffe sind die Carotinoide Crocetin und Crocin (eine Gruppe von 6 Metaboliten des Crocetins), Picrocrocin (Metabolit des Carotinoids Zeaxanthin) und Safranal (Metabolit des Picrocrocins).1 Darüber hinaus enthält Safran mehr als 150 weitere Substanzen, darunter Vitamine wie Thiamin und Riboflavin, Mineralstoffe, Carotinoide wie Zeaxanthin, Lycopin, alpha- und beta-Carotin sowie Bioflavonoide wie Quercetin und Kaemferol.2

Gesundheitliche Auswirkungen

Safran hat eine starke antioxidative Wirkung; er schützt vor freien Radikalen und fördert die Produktion körpereigener antioxidativer Enzyme.3 Safran hat zudem entzündungshemmende und schmerzstillende Eigenschaften. Safran hemmt unter anderem die enzymatische Aktivität von Entzündungsenzymen (COX-1, COX-2, iNOS).4 Dadurch wird die Produktion von Prostaglandinen, die Entzündungen, Gefäßerweiterungen, Fieber und Schmerzen verursachen, reduziert. Darüber hinaus hemmt Safran die Produktion von pro-inflammatorischen Substanzen, die Zytokine genannt werden, indem er die Aktivität des Proteinkomplexes NF-kappaB (Transkriptionsfaktor kappa B) hemmt, der die Zytokinproduktion auf DNA-Ebene reguliert.5

Depression

Safran ist eine natürliche Alternative zu synthetischen Antidepressiva und eignet sich für die Behandlung von leichten, mittelschweren und schweren Depressionen. Mehrere Studien haben die antidepressive Wirkung von Safran bei Menschen mit Depressionen nachgewiesen. Sowohl Erwachsene als auch Jugendliche stellen bei einer Safranergänzung oft eine Verbesserung ihrer Symptome wie Traurigkeit, Schlafprobleme, Müdigkeit und Angstzustände fest.4,6 Schon nach einer Woche können sich die Symptome verbessern, während die Symptome in den folgenden Wochen weiter abnehmen.4 Safran wirkt oft genauso gut wie reguläre Antidepressiva, hat aber nicht die unangenehmen Nebenwirkungen regulärer Antidepressiva, die einen großen Einfluss haben können, wie z. B. erhebliche Gewichtszunahme und Libidoverlust.4,6-8 Safran hilft gegen sexuelle Funktionsstörungen, die bei der Einnahme von Antidepressiva auftreten, sowohl bei Männern als auch bei Frauen.9,10

Zu den Substanzen, die für die antidepressive Wirkung von Safran verantwortlichen sind, gehören insbesondere Crocin, Crocetin und Safranal, zum Teil aufgrund ihrer entzündungshemmenden und oxidativen-stressreduzierenden Wirkung.4,11 Diese Substanzen erhöhen auch den Spiegel der Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin im Gehirn, indem sie die Wiederaufnahme hemmen.4 Serotonin reguliert Stimmung, Appetit und Schlaf, Dopamin spielt eine Rolle im Belohnungssystem des Körpers, und Norepinephrin (Noradrenalin) hat eine stark stimulierende Funktion und ist wichtig für Motivation, Wachsamkeit und Konzentration. Safran hat eine hemmende Wirkung auf das zentrale Nervensystem, indem er die Wirkung des beruhigenden Neurotransmitters GABA (Gamma-Aminobuttersäure) imitiert.12 Darüber hinaus reguliert Safran die Stressantwort, indem er die Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HHN-Achse) reguliert.4

Kognitiver Verfall und Alzheimer

Safran verbessert die kognitiven Funktionen bei gesunden Menschen und bei Menschen mit Alzheimer.13 Eine Safranergänzung hat eine positive Wirkung auf Gedächtnis, Konzentration und Lernfähigkeit. Bei Menschen mit leichten bis mittelschweren Formen von Alzheimer verlangsamt eine Safranergänzung den kognitiven Verfall ebenso wirksam wie reguläre Demenz-Medikamente. Die neuroprotektiven Eigenschaften von Safran sind u. a. auf die starke antioxidative Aktivität und die entzündungshemmenden Eigenschaften der bioaktiven Substanzen Crocin, Crocetin, Picrocrocin und Safranal zurückzuführen. Darüber hinaus hemmt Safran den programmierten Zelltod und steigert die Produktion von neuroprotektiven und neurotrophen Proteinen, die das Wachstum, das Überleben und die Differenzierung von sich entwickelnden und reifen Neuronen unterstützen.3-5,11,14 Außerdem hemmt Safran die Gerinnung und Anhäufung von Beta-Amyloid im Gehirn.15 Das Proteinfragment Beta-Amyloid ist der Hauptbestandteil der Plaques im Gehirn von Alzheimer-Patienten. Diese Plaques werden als eine der Hauptursachen der Alzheimer-Krankheit angesehen.

Prämenstruelles Syndrom

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist ein häufiges Problem bei Frauen im gebärfähigen Alter und kann sich erheblich auf den Alltag zu Hause und am Arbeitsplatz auswirken. Eine Ergänzung mit Safranextrakt lindert Depressionen, aber auch andere Symptome von PMS wie Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Bauchkrämpfe, Kopfschmerzen und empfindliche Brüste.16,17 Die Ursache von PMS ist nicht nur, wie anfangs angenommen, eine Senkung des Progesteronspiegels, sondern auch die Fehlregulierung des Serotoninsystems. Bei Frauen mit PMS ist der Serotoninspiegel in der Zeit vom Eisprung bis zur Menstruation (der Lutealphase) niedriger als bei Frauen ohne PMS.18,19 Dies erklärt, warum Medikamente, die den Serotoninspiegel erhöhen, aber auch Safranextrakt, sich positiv auf PMS auswirken. Safran lindert Schmerzen bei PMS, indem es unter anderem die Prostaglandinsynthese hemmt.4

Reduziertes Sehvermögen

Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine Erkrankung, bei der das Sehvermögen durch den Funktionsverlust der Netzhaut (Degeneration) zunehmend beeinträchtigt wird. Sie ist die Hauptursache für Sehschwäche bei Menschen über 55 Jahren. Alterungsprozesse, oxidativer Stress und chronische Entzündungen spielen eine wichtige Rolle in der Pathogenese der Makuladegeneration. Safranextrakt hemmt den Degenerationsprozess, indem er unter anderem die Augendurchblutung verbessert und die Nervenzellen in der Netzhaut vor Schäden schützt, die u. a. durch oxidativen Stress und Entzündungen verursacht werden.20 Die Funktion der Netzhaut und die Sehschärfe verbessern sich bereits nach einer dreimonatigen Ergänzung mit Safran.21

Verwendung und Sicherheit

Eine qualitativ hochwertige Safranergänzung enthält Safranextrakt mit einer hohen Konzentration an Crocin, Crocetin, Picrocrocin und Safranal und ist auf mindestens 3,5 % dieser bioaktiven Komponenten (Lepticrosalide) standardisiert. Die meisten Studien wurden mit 20-30 mg Safranextrakt pro Tag durchgeführt, und es wurden signifikante Gesundheitseffekte erzielt. In Dosen von bis zu 200 mg pro Tag ist Safran sehr sicher und Toxizität wird selten beobachtet.

Weitere Informationen zu den Anwendungen und wissenschaftlichen Hintergründen von Safran finden Sie in dem ausführlichen Übersichtsartikel „Safran, das rote Gold“.

Literaturhinweis

  1. Melnyk JP et al. Chemical and biological properties of the world‘s most expensive spice: Saffron. Food Res Int. 2010;43:1981-9.
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  3. Rahaiee S et al. Evaluation of antioxidant activities of bioactive compounds and various extracts obtained from saffron (Crocus sativus L.): a review. J Food Sci Technol. 2015;52:1881-8.
  4. Lopresti AL et al. Saffron (Crocus sativus) for depression: a systematic review of clinical studies and examination of underlying antidepressant mechanisms of action. Hum Psychopharmacol. 2014;29:517-27.
  5. Poma A et al. Anti-inflammatory properties of drugs from saffron crocus. Antiinflamm Antiallergy Agents Med Chem. 2012;11:37-51.
  6. Hausenblas HA et al. Saffron (Crocus sativus L.) and major depressive disorder: a meta-analysis of randomized clinical trials. J Integr Med. 2013;11:377-83.
  7. Dwyer AV et al. Herbal medicines, other than St. John’s Wort, in the treatment of depression: a systematic review. Altern Med Rev. 2011;16:40-9.
  8. Ghajar A et al. Crocus sativus L. versus citalopram in the treatment of major depressive disorder with anxious distress: a double-blind, controlled clinical trial. Pharmacopsychiatry. 2017;50:152-60.
  9. Shamsa A et al. Evaluation of Crocus sativus L. (saffron) on male erectile dysfunction: a pilot study. Phytomedicine. 2009;16:690-3
  10. Kashani L et al. Saffron for treatment of fluoxetine-induced sexual dysfunction in women: randomized double-blind placebo-controlled study. Hum Psychopharmacol. 2013;28:54- 60.
  11. Ghasemi T et al. Antidepressant effect of Crocus sativus aqueous extract and its effect on CREB, BDNF, and VGF transcript and protein levels in rat hippocampus. Drug Res (Stuttg). 2015;65:337-43.
  12. Möhler H. The GABA system in anxiety and depression and its therapeutic potential. Neuropharmacology. 2012;62:42-53.
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  14. Bian Y et al. Neuroprotective potency of saffron against neuropsychiatric disease, neurodegenerative disease, and other brain disorders: from bench to bedside. Front Pharmacol. 2020;11:579052.
  15. Papandreou MA et al. Inhibitory activity on amyloid-beta aggregation and antioxidant properties of Crocus sativus stigmas extract and its crocin constituents. J Agric Food Chem. 2006;15:8762-8768.
  16. Ahn JH et al. Crocetin inhibits beta-amyloid fibrillization and stabilizes beta-amyloid oligomers. Biochem Biophys Res Commun. 2011;414:79-83.
  17. Agha-Hosseini M A et al. Crocus sativus L. (saffron) in the treatment of premenstrual syndrome: a double-blind, randomised and placebo-controlled trial. Br J Obstet Gynaecol. 2008;115:515-9.
  18. Van der Leij F et al. Het premenstrueel syndroom. Ned Tijdschr Geneesk. 2010;154:A1341.
  19. Brown J et al. Selective serotonin reuptake inhibitors for premenstrual syndrome. Cochrane Database Syst Rev. 2009;2:CD001396.
  20. Maccarone R et al. Saffron supplement maintains morphology and function after exposure to damaging light in mammalian retina. Invest Ophthalmol Vis Sci. 2008;49:1254-61.
  21. Heitmar R et al. Saffron (Crocus sativus L.) in ocular diseases: a narrative review of the existing evidence form clinical studies. Nutrients 2019;11:649.

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