Cholin-Supplementierung während der Schwangerschaft hat Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten des Kindes

Die zusätzliche Einnahme von Cholin während der letzten drei Monate der Schwangerschaft erhöht die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung bei Babys. Das zeigt eine randomisierte Doppelblindstudie der Cornell University, die in The Faseb Journal publiziert wurde.

Für die pränatale Entwicklung ist Cholin ein essentieller Nährstoff, der unter anderem für die Bildung von Acetylcholin (ACh, ein wichtiger Neurotransmitter) und die Methylierung der DNA (Methylgruppendonor) erforderlich ist. Darüber hinaus ist Cholin ein wichtiger Bestandteil von Phosphatidylcholin (Phospholipid in der Zellmembran) und Sphingomyelin (Phospholipid in der Myelinscheide), was für die Leitungsgeschwindigkeit der Neuronen, die Entwicklung des Gehirns und das pränatale Wachstum wichtig ist. In der Schwangerschaft ist sogar besonders viel Cholin erforderlich: wegen des schnellen Wachstums von Fötus und Plazenta, der vorgenannten DNA-Methylierung und anderer physiologischer Prozesse. Eine ausreichende Cholin-Supplementierung ist daher gerade in dieser Phase von grundlegender Bedeutung.


In früheren Studien mit Nagetieren wurde bereits nachgewiesen, dass die mutterseitige Supplementierung mit Cholin für die Nachkommen ein besseres räumliches Verständnis, eine höhere Konzentrationsfähigkeit und eine geringere altersbedingte Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten zur Folge hatte. Diese kognitiven Vorteile bestehen wahrscheinlich lebenslang.


Aufbau der Studie

Für diese Studie wurden 24 schwangere Frauen wahllos in zwei Gruppen aufgeteilt. Alle Frauen bekamen während des letzten Schwangerschaftsdrittels über mindestens 12 Wochen eine standardisierte Diät, die 380 mg Cholin pro Tag und darüber hinaus eine Ergänzung von 100 bzw. 550 mg Cholin pro Tag enthielt. Insgesamt nahm die eine Gruppe also 480 mg Cholin pro Tag und die andere Gruppe 930 mg Cholin pro Tag ein. Darüber hinaus erhielten beide Gruppen täglich ein Schwangerschafts-Multivitaminpräparat, ein DHA-Ergänzungsmittel und dreimal pro Woche ein Kalium-Magnesium-Ergänzungsmittel. Die Wirksamkeit der Cholin-Supplementierung wurde bei den Kindern im Alter von 4, 7, 10 und 13 Monaten mithilfe eines visuellen Aufmerksamkeitstests gemessen. Dabei wurden die Augenbewegungen der Kinder beim Erscheinen von Abbildungen auf einem Bildschirm verfolgt. Die Zeit, die erforderlich war, um zu einem Fixationspunkt (der Abbildung) zu gelangen, wurde registriert. Diese reaktiven Saccaden (schnelle Augenbewegungen, um zu einem Fixationspunkt zu gelangen) haben einen Vorhersagewert für die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung und für die IQ-Werte im späteren Kindesalter.


Ergebnisse

Am Ende ergab sich, dass die Gruppe mit der höheren Cholin-Supplementierung von 930 mg pro Tag eine signifikant (p=0,03) kürzere durchschnittliche Reaktionszeit hatte als die Gruppe, die 480 mg Cholin pro Tag erhalten hatte. Die Reaktionszeit war nicht nur im Mittelwert, sondern auch zu allen Messzeitpunkten kürzer, was auf einen bleibenden positiven kognitiven Effekt einer höheren Cholin-Einnahme wenigstens während des ersten Lebensjahres des Kindes hindeutet. Ein zusätzlicher Effekt, den die Forscher nur in der Gruppe mit der niedrigen Cholin-Dosis finden konnten, war, dass die Reaktionszeit mit zunehmender Dauer der Supplementierung abnahm. Dieser Effekt kam möglicherweise dadurch zustande, dass diese Frauen schon vor Beginn der Studie eine zu geringe Cholin-Zufuhr hatten.


Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass das letzte Trimester der Schwangerschaft hinsichtlich der funktionalen Auswirkungen einer Cholin-Supplementierung auf die kognitive Entwicklung einen besonders sensiblen Zeitraum bildet. Das stimmt mit den Untersuchungsergebnissen bei Tieren überein.


Schlussendlich legt die Studie nahe, dass die empfohlene Cholin-Menge für Schwangere (480 mg pro Tag) für eine optimale Gehirnentwicklung des Kindes nicht ausreicht.


Quelle

https://www.fasebj.org/doi/10.1096/fj.201700692RR

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